Kunst:

Die Tatsache, dass man sich angesichts eines Bildes die Frage stellen mag, was es denn darstellt, ist trotz, oder eben aufgrund der Kultur- und Bildungsunterschiede nach wie vor legitim. Bilder hinterlassen bei dem Betrachter oft genug den Eindruck, nicht(s) verstanden zu haben. Diese Verständnislosigkeit vor einem Gemälde wird oft genug durch die vergebliche Suche nach einem schlüssigen Kontext, der einen Sinn ergeben soll, ausgelöst. Die wenigen wiedererkennbaren Details eines Kunstwerks sind schon mit vorgefassten Bedeutungen belegt, so dass sie kaum neue Erkenntnisse zulassen. Das mag einer der Gründe sein, warum der Künstler Zellot seinen Werken Titel gibt. Dadurch bietet er den Menschen, die danach so dürsten, den Köder einer Bedeutung dar und scheint klar und deutlich zu sagen, was das Bild darstellt. Damit wird die Analogie der prozessualen Malerei durch die Analogie des Titels entweder geteilt oder verdoppelt. Sieht man also ein betiteltes Werk von Zellot, wird man unvermeidlicher weise zu dem Reflex ansetzen: man sucht die Analogie. Und hier beginnt die Kunst Zellots zu greifen. Die vielen Fragen, die das Suchen mit sich bringt, bleiben unbeantwortet. Stattdessen findet man das Kunstwerk selber, als zwiespältiges Ereignis und Rätsel. Bei den Werken Zellots handelt es sich nicht um Abbildungen, und doch kann man widerspruchslos erahnen, was sie repräsentieren. Wenn auch die Titel zunächst einen Zugang zur Sinnfindung verwehren, so wird doch angesichts der Werke quasi der Blick geschult und beginnt sich in das Wahrgenommene hineinzuarbeiten und es mit neuen Bedeutungen auszustatten. Wenn der Gesamteindruck auch manchmal dazu verleiten mag, so kann man die Bilder Zellots doch nicht nur auf eine Summierung lokalisierbarer Details reduzieren.

(Institut für Kunst und Philosophie – Kärnten)

Siegfried Zellot

Druckgrafik

Noch bevor Siegfried Zellot seine Ausbildung an der freien Akademie der bildenden Künste in Klagenfurt begonnen hatte, und sich ihm damit auch verschiedene Möglichkeiten der Ausübung diverser Drucktechniken erschloss, hatte er schon mit dem Linolschnitt experimentiert. 
So gesehen stellt die Druckgrafik von Anfang an eine gleichwertige Entwicklungslinie zur Malerei dar, mit viel Potential und einer leidenschaftlichen Herangehensweise.
Ausgehend von einer Druckplatte mit einer konkreten Form, sei es ein Akt, eine Maske oder ein Blatt, wird der kreative Prozess in Gang gesetzt. Diese Form wird ihres Inhalts entleert und fungiert innerhalb der Grafik als reine Farbstruktur.  Diese vom Inhalt befreite Form wird kompositorisch konkretisiert und kombiniert, wobei sich Siegfried Zellot vom Prozess leiten lässt. Sehr experimentell arbeitend kombiniert er verschiedenste Drucktechniken um zu überraschenden und für ihn unvorhersehbaren Lösungen zu gelangen.
Im Laufe der Zeit erweiterte er sein Repertoire mit der Radierung, der Kaltnadeltechnik und der  Weichgrundätzung oder auch Vernis mou, genauso wie mit dem Siebdruck.
Bevorzugt arbeitet er mit Kombinationen der Techniken, deren Notwendigkeit der Entstehungsprozess vorgibt.
Eindrucksvolle Ergebnisse erzielt er beim Siebdruck auf Acrylplatte, indem er verschiedene bedruckte Acrylplatten mit einem geringen Abstand hintereinander schichtet. So ergibt sich bei der frontalen Betrachtung ein anderes Werk als bei einer schrägen Betrachtungsweise. Es kommt also auf den Standpunkt des Betrachters an, der bei aktiven Schauen verschiedenste Möglichkeiten im Werk entdeckt. Bei einer freien Hängung im Raum ist die Rückseite allen anderen Seiten gleichwertig und die flache Grafik mutiert zu einem Objekt.
So führt die Experimentierfreude des Künstlers zu überraschenden Kombinationen mit neuen Ergebnissen in der Druckgrafik, die durch ihre Reproduzierbarkeit eine große Variationsvielfalt in sich trägt.